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KEIM E+H Edition Nr. 2: Schmuttertal Gymnasium Diedorf

SCHMUTTERTAL-GYMNASIUM

SCHMUTTERTAL-GYMNASIUM Alles fängt einmal klein an: 2010 entstand das Gymnasium in Diedorf als Außenstelle einer Schule der Nachbargemeinde Gersthofen, zunächst provisorisch in Containerbauten untergebracht, mit einem Kollegium von nur rund 15 Pädagogen. Ein Jahr später gab der Landkreis grünes Licht für einen Neubau. Im Rahmen eines Forschungsprojekts der Deutschen Bundesstiftung Umwelt sollte Raum für etwa 800 Kinder und Jugendliche entstehen, geeignet für eine Pädagogik ganz auf der Höhe der Zeit. Im Herbst 2011 fand ein Workshop statt, bei dem Lehrkräfte, Elternvertreter und Schüler sich gemeinsam Gedanken über ihre künftige Wirkungsstätte machten. Sie formulierten prinzipielle Wünsche, etwa dass es geeigneten Platz für unterschiedliche Lehrmethoden wie Frontalunterricht und Arbeit in Kleingruppen geben solle, benannten aber auch ganz praktische Anforderungen wie ausreichende Regalflächen für die Schulranzen, weil wegen des Wechsels der Lehrmethoden während der Schulstunden häufig die Tische umgestellt werden. Moderiert von Karin Doberer und ihrem Büro LernLandSchaft, wurden die Wünsche in Funktionalitäten übersetzt und flossen in ein Raumprogramm ein, das den Architekten als Grundlage für ihren Entwurf diente. Kern des Konzepts sind Lernlandschaften, offene Räume, bei denen sich die Klassenzimmer einer Jahrgangsstufe jeweils um einen 100 m² großen „Marktplatz“ gruppieren. Der Lehrer beginnt den Unterricht im Klassenzimmer und stellt nach einer kurzen Einführungsphase eine Aufgabe, die die Schüler dann in Teamarbeit eigenständig lösen. Dabei können sie sich frei in ihrer Lernlandschaft verteilen und Hilfsmittel wie Bücher und Computer nutzen. Später kommen wieder alle zusammen, um die Ergebnisse mit dem Lehrer zu besprechen. Insgesamt gibt es sieben dieser „Marktplätze“ im Gebäude. Wie lässt sich ein solch üppiges Raumangebot im Rahmen staatlicher Schulbaurichtlinien und ihrer präzisen Flächenvorgaben verwirklichen? Indem man an anderer Stelle Platz spart. Beispielsweise werden für 800 Schüler normalerweise drei Computerräume mit je 70 m² genehmigt – auf sie hat man hier verzichtet und stattdessen lieber Computerstationen in die Lernlandschaften integriert. Vor allem aber teilen sich die vier Klassen eines Jahrgangs jeweils nur drei Klassenzimmer. Denn ein Raum steht ohnehin meistens leer, weil die Schüler gerade Sport, Kunst, Musik, Chemie, Biologie oder Physik in einem Fachsaal haben. Die effizientere Raumnutzung verschaffte dem Gymnasium den Spielraum, seine großzügigen Lernlandschaften umzusetzen. Dass dieses Konzept im Vorfeld gemeinsam erarbeitet wurde, war für die Identifikation der Lehrer mit ihrer Schule sicher hilfreich. Ähnliches gilt für die Kinder und Jugendlichen: Während der Bauzeit besuchten die Pädagogen mit Schülervertretern das Holzbauunternehmen, das die Elemente für das neue Gebäude fertigte. Offensichtlich trägt diese Besichtigung dazu bei, dass sich auch die Schüler mit dem Bau identifizieren: Selbst drei Jahre nach Eröffnung des Gymnasiums sind auffällig wenig Abnutzungs- oder Vandalismusspuren zu sehen. Direktor Günter Manhardt fasst es so zusammen: „Die Schüler schätzen sehr, was wir ihnen hier gebaut haben, und gehen sorgfältig damit um“. 6

EINFÜHRUNG Teil des pädagogischen Konzepts: In der Gebäudemitte liegen offene Räume, die zum selbständigen Lernen einladen. 7

ERHALTEN UND GESTALTEN