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» Am Anfang erweckte das farbige Bild viel Befremden, da die früher überall vorhandene Tradition der Farbe ganz und gar verloren gegangen war.« Zurück zur Natur Die Gartenstadt Falkenberg im Süden Berlins: eine Idylle aus Grün und Farben. Die Gartenvorstadt Falkenberg in Berlin-Grünau, als sozialreformerisches Projekt aus der Gartenstadt-Bewegung hervorgegangen, ist die erste Siedlung, in der Bruno Taut Farbe konsequent als ein architektonisches und raumbildendes Element der Gestaltung einsetzt. erhalten & gestalten 6 Soziale Ungleichheit, rücksichtslose Bau- und Bodenspekulation, beengte Wohnverhältnisse, hygienische Missstände, Verelendung der Arbeiterschaft – die Liste der Kritikpunkte an den Zuständen in den durch die Industrialisierung explosionsartig angewachsenen Städten wurde um die Jahrhundertwende lang und länger. Als Gegenentwurf auf die überfüllten und verschmutzten Industriestädte und die sozialen Folgen des ungezügelten Kapitalismus begann sich 1899 zuerst in England unter dem Reformer Ebenezer Howard die Gartenstadt-Bewegung zu formieren. Howard verfolgte den Gedanken einer Synthese zwischen Stadt und Land. Seine Vorstellung einer idealen Siedlungsart sah – in räumlicher Nähe zu einer Großstadt – eine autarke Gartenstadt im Grünen mit Einkaufsmöglichkeiten, kulturellen und gemeinschaftlichen Einrichtungen vor. In Deutschland verfolgte man derartige Ideen mit großer Aufmerksamkeit, 1902 erfolgte die Gründung der Deutschen Gartenstadt-Gesellschaft (DGG) in Berlin. Zu Beginn weniger pragmatisch als in England, dafür verbunden mit schwärmerischen Bildern des Einklangs zwischen Mensch und Natur, stieß die Gartenstadt-Idee bei der zeitgenössischen Lebensreformbewegung auf starke Resonanz. Die Reform des Wohnens, der Kampf gegen die gründerzeitliche Mietskaserne, sollte mit dem Konzept der genossenschaftlichen Selbstverwaltung und dem kollektiven Besitz von Grund und Boden auch in eine ganzheitliche Lebensreform münden. 1913 erhielt Bruno Taut von der DGG den Auftrag für die Planung der Gartenvorstadt Falkenberg auf einer Fläche von 70 Hektar. Taut, der sich schon geraume Zeit mit dem Wohnungsbau »für die kleinen Leute« auseinandergesetzt hatte, bekam hier die Chance, das Problem der Volkswohnung eigenständig anzugehen. Sein Bebauungsplan sah von der Kleinstwohnung im Mehrfamilienhaus bis zum Reihenhaus mit fünf Zimmern ein breites Spektrum verschiedenster Wohnformen vor. Absicht war eine soziale Durchmischung, der Architekt ein Organisator sozialen Zusammenlebens, das Ziel die klassenlose Solidargemeinschaft. Als erster Bauabschnitt wurde 1913 der »Akazienhof« mit 34 Wohnungen in Reihen- und Einfamilienhäusern realisiert. Nach Tradition englischer Gartenstädte bildet der »Akazienhof« einen Wohnhof. Die Kleinhäuser mit ihren zweckmäßigen, Mit „gemusterten“ Fassaden und großangelegter Ornamentik verwandelte Taut die Häuser in richtiggehende Schmuckstücke. In den Augen Tauts die ideale Siedlungsart: eine autarke Gartenstadt im Grünen mit Einkaufsmöglichkeiten und kulturellen Einrichtungen.
Die Gartenstadt Falkenberg sollte ein Gegenentwurf auf die überfüllten und verschmutzten Industriestädte werden. Die gelben, blauen und rotbraunen Fassadenputze trennen die Hauseinheiten optisch voneinander. erhalten & gestalten 7
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