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KEIM E+H Nr. 11: Lasur veredelt Beton

Die

Die Betonkümmerer Nicht nur wenn der Sichtbeton missraten ist, erweist sich die Arbeitsgemeinschaft Betonlasur als Retterin in der Not. Auch die farbige Modulation von Betonoberflächen gehört zu den Kernkompetenzen des interdisziplinären Berliner Teams. erhalten & gestalten Sie wissen, wie man Betonoberflächen optisch aufwertet: Jürgen Steines, Peter de Kleine und Oliver Jungheim (von links). Arbeitsgemeinschaft Betonlasur Oliver Jungheim / Peter de Kleine / Jürgen Steines GbR Wachsmuthstraße 3, 13467 Berlin, Fon 030-2615073 post@betonlasur.de, www.betonlasur.de Ein Architekt, ein Farbgestalter und ein Designer – das ist die Arbeitsgemeinschaft Betonlasur, die bereits so manchen Rohbauern, Bauherren und auch Architekten tatkräftig zur Seite stand. Oliver Jungheim, Peter de Kleine und Jürgen Steines formieren sich immer dann zum Dreierteam, wenn der Beton ruft. Und das tut er seit 1997 in stetiger Regelmäßigkeit, denn mit der Rückkehr des Sichtbetons in das architektonische Repertoire wuchsen auch die Anforderungen an die Flächen. Nicht mehr grob und roh wie einst, sondern fein, ja ebenmäßig in Schattierung und Struktur soll die Anmutung sein. Diese hohen Erwartungen erfüllt jedoch keineswegs jeder vor Ort gegossene Beton – ein Dilemma für Rohbauer und Planer zugleich. „Im Baualltag ist es sehr schwer, eine hohe Oberflächenqualität herzustellen“, weiß Oliver Jungheim, der Architekt im Dreierteam. Das rückt mit Spachtelmassen und Lasuren an, überarbeitet die bemängelten Teilbereiche oder noch besser gleich die ganzen Flächen, was ein noch homogeneres und auch langlebigeres Oberflächenbild ergibt. „Man muss ein Auge für den Beton haben“, ergänzt Oliver Jungheim, denn Beton sei eben nicht Beton, jedes Objekt sei anders und reagiere individuell auf Lasuren wie Werkzeuge. Seit 1997 schon reisen die drei Experten von Baustelle zu Baustelle, seit 2003 offiziell unter dem Label der Arbeitsgemeinschaft. „Trotzdem macht jeder von uns Dreien noch andere Dinge für sich“, erläutert Jungheim. Peter de Kleine engagiert sich für Farbgestaltungen von Architektur – natürlich mit Lasuren, Jürgen Steines ist auch als Wandgestalter aktiv. Und natürlich wächst die Arbeitsgemeinschaft immer dann personell über sich hinaus, wenn konkrete Projekte anstehen. Dann kommen freie Mitarbeiter dazu, meist mit künstlerischem Hintergrund. Beispielsweise die Künstlerinnen Ka Bomhardt und Elisabeth Sonneck, die bei vielen Projekten mit dabei sind. In der Summe ergänzt sich das Team durch individuelle Kompetenzen, denn auch solch profane Dinge wie Aufmaß, Fakturierung und Arbeitsplanung wollen zuverlässig erledigt sein. Ausschreibungen jedoch gehören nicht dazu: „Wir verkaufen uns nicht über den Preis, wir lösen unvorhersehbare Probleme.“ Und eine Retusche oder Kosmetik der Betonoberfläche ist allemal preisgünstiger als ein Abriss und Neuguss. Auch bei farbigen Gestaltungen erweist sich das Team immer wieder als Problemlöser, spätestens dann, wenn der per Ausschreibung engagierte Handwerker an der Lasur zu scheitern droht. Denn Lasieren sieht zwar einfach aus, ist es aber keineswegs. „Es erfordert Respekt vor dem Objekt, große Erfahrung und Wissen über die Werkstoffe.“ Jungheim und seine Kollegen haben sich die besonderen Fertigkeiten und das Know-how Zug um Zug angeeignet, theoretisch untermauert und praktisch umgesetzt. „Und so sind wir heute auch eine Art Betonkummerkasten für Architekten, Baufirmen und sogar private Bauherren.“ 14

Mineralisch auf mineralisch Die malerische Überarbeitung von Betonflächen, ob kosmetisch oder gestaltend, braucht das passende Beschichtungsmaterial. Idealerweise basiert dieses auf silikatischen Bindemitteln, die mit dem Untergrund optisch und chemisch ein besonders inniges Verhältnis eingehen. Die Lasurarten Bei der Arbeitsgemeinschaft Betonlasur unterscheidet man mehrere Lasurarten: • Stark transparente, schwach farbige Lasur; hebt den Materialcharakter besonders hervor • Schwächer transparente, stark farbige Lasur; drängt die Eigenarten des Betongrundes zurück • Partielle Kosmetik mittels zweischichtigem Lasurauftrag im Betonton; reduziert optische Mängel • Vollflächige Kosmetik im Betonfarbton; egalisiert Gesamtfläche • Lasur mit prägnantem Bürstenschlag auf grauer Basislasur; lebhafte Überlagerung der Materialtextur • Lasur mit ruhigem Bürstenschlag auf grauer Basislasur; erzeugt ein besonders ruhiges Gesamtbild Die Arbeitsgemeinschaft Betonlasur arbeitet von Beginn an ausschließlich mit silikatischen Materialien und gehört zu den Stammkunden von Keimfarben. Dies hat einen guten Grund, denn die lasierend eingestellten Beschichtungen trocknen nicht nur physikalisch auf dem Betonuntergrund auf, sondern verkieseln mit ihm, verzahnen sich also chemisch. Dies, das matte Auftrocknen und die Transparenz der Beschichtung bewirken, dass die Lasur nicht wie ein Überzug, sondern wie ein Teil des Materials wirkt. Im Gegensatz zu einer deckenden, opaken Beschichtung besteht die Lasur nur aus transparentem Bindemittel, den farbgebenden Pigmenten und verdünnendem Fixativ – damit kann der Untergrund trotz Beschichtung durchscheinen, sein Materialcharakter bleibt erhalten. Teils wird dieser sogar gesteigert, wenn nämlich die Betonbestandteile unmittelbar unter der Oberfläche ein partiell abweichendes Saugverhalten verursachen, was zu unterschiedlichen Farbintensitäten führen kann. Explizit für diese Anwendungen wurde die Keim Concretal Lasur entwickelt, die in über 200 Nuancen ab Werk vorgefärbt bezogen werden kann – und sich natürlich auch individuell mit mineralischen und damit alkalibeständigen Pigmenten einfärben lässt. Auf diese Weise generiert die Arbeitsgemeinschaft Betonlasur zarte, kraftvolle, lebhafte oder ruhige, in jedem Fall aber individuellste Farbkonstellationen. Nach ausgiebigen Langzeitversuchen setzen die Lasurexperten auch einige Metalloxidpigmente aus dem Künstlerbereich ein, die sich ebenfalls als alkalibeständig erwiesen haben. Die Applikation der Lasur – egal ob farbig oder grau – erfolgt mit hochwertigen Bürsten in gleichmäßigen Bewegungen nass in nass, um Ansätze zu vermeiden. Spätestens bei großflächigen Anwendungen wird dies zur besonderen Herausforderung: Dann nämlich sind gleich mehrere Mitarbeiter an derselben Fläche am Werk – Mitarbeiter, deren persönlicher Duktus des Lasurauftrages möglichst identisch sein muss, soll das Ergebnis harmonisch sein. Daher gilt: Lasieren ist eine ganz besondere Kunst. Die kosmetische Überarbeitung von Sichtbeton verlangt viel Erfahrung, ein geübtes Auge sowie spezielle Materialien. Meist müssen zunächst Lunker oder Ausbrüche mit Spachtelmassen egalisiert werden – erst danach folgt die eigentliche Überarbeitung mit Lasuren. erhalten & gestalten 15

ERHALTEN UND GESTALTEN