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Relikt der Betonära Vorher und nachher: Ein monoton graues Betonvolumen verwandelt sich in ein sympathisches und einladendes Gemeindehaus, vielschichtig in Farbe gesetzt und die benachbarte Kirche hervorhebend. erhalten & gestalten »Die Farbigkeiten der Architektur müssen von der Mehrzahl der Menschen als bleibend, vertraut und sympathisch empfunden werden.« 10
Eigentlich war das Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Bad Kreuznach schon immer ein baulicher Fremdkörper. Ein Zustand, der über drei Jahrzehnte währte und erst mit dem Eigentümerwechsel endete. Kaum ein Baustoff ist so negativ belegt wie Sichtbeton, vor allem, wenn es sich um jenen massenhaft verbauten Beton der 1970er- Jahre handelt. Kein Städtchen war damals sicher vor betonsichtigen Kommunal-, Kirchenoder Sparkassenbauten, die, meist in prominenter Lage platziert, seitdem das Ortsbild bestimmen. Besser gesagt stören – denn ihre Kubaturen, Gliederungen und ihre Maßstäblichkeiten äußern sich in der Regel so brachial wie ihre Materialität. Auch Bad Kreuznach hat die zweifelhafte Ehre, sich solcher Relikte rühmen zu dürfen. Bis 2008 war auch das 1971 eingeweihte Dietrich- Bonhoeffer-Haus der evangelischen Paulusgemeinde dort zu finden, ein zweiteiliges Bauvolumen aus einem fünfgeschossigen, hohen Kubus und einem direkt anschließenden Flachbau in der Höhe von drei Geschossen. Im Zuge der Auflösung des Gemeindeverbandes übernahm der Kirchenkreis „An Nahe und Glan“ das in die Jahre gekommene Ensemble und machte sich an die umfassende Sanierung. Schnell war klar, dass es mit einer rein technischen Instandsetzung der Betonhülle nicht getan war. So ergriff man die Chance, schob zugleich eine Neuinterpretation an, die den Zweck des Baus, eine kirchliche Begegnungsstätte zu sein, endlich adäquat visualisieren sollte. Wer das Ergebnis betrachtet, wird sich kaum noch an die vorherige graue Materialöde erinnern. Die Anmutung hat sich diametral verändert, das „Haus der Evangelischen Kirche“ erscheint heute warmtonig, freundlich, einladend und klingt mit der historischen Umgebung zusammen. Besonders die Verbindung zur benachbarten Pauluskirche ist nun harmonischer, die Zusammengehörigkeit spürbar. Gleichzeitig differenziert das Farbkonzept den Verwaltungsbau von seinem niedrigeren Anbau, dessen Eingang sich schneidende, diagonal verkippte Bänder akzentuieren. Der Winkel dieser Verkippung orientiert sich an einer dreieckigen, bauseitig vorhandenen Maueröffnung. Und die Farbigkeit löst sich von der insgesamt warmtonigen Stimmung hin zu einer frischeren, ins Bläuliche tretenden Anmutung. Deutlich sichtbar sind nach wie vor die vertikalen Strukturen der ehemaligen Schalungen, der Beton ist also durchaus noch präsent, wenn auch in sozusagen veredelter Version. Am Fünfgeschosser mit seiner rötlichen, an den regionalen Sandstein anknüpfenden Farbigkeit sind die straßenseitigen Brüstungsbereiche dunkler gefasst als die Seitenfassaden. Doch entwickelt sich aus diesen Brüstungen ein schmales Band zu den Seiten aus, um auf Höhe der Geschossdecke bis zu den dort befindlichen Öffnungen zu laufen, um hier wieder auf Brüstungshöhe zu wachsen. So schafft die Farbe eine smarte Verbindung der Gebäudeseiten, dynamisiert den statischen Charakter des Kubus, ohne ihn seiner Stabilität zu berauben. Projekt: Haus der Evangelischen Kirche, Bad Kreuznach Bauherr: Kirchenkreis An Nahe und Glan, Bad Kreuznach Ausführungsjahr: 2007 Standort: Kurhausstr. 6, Bad Kreuznach erhalten & gestalten 11
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