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NEU INTERPRETIERTER KLASSIKER »Die Autorität Firmenzeichen – durch die Dunkelheit dominierend – sollte nicht isoliert auf helleren Farbigkeiten schwimmen, sondern das Spiel aus dem Blau sollte nun das Bild klar bestimmen dürfen.« Die zu Beginn der 1980er-Jahre entworfene Erstfassung unterscheidet sich signifikant von der aktuellen Farbigkeit. Doch das Prinzip der Kreisbahnen war damals schon angelegt. erhalten & gestalten 6
Das Kraftwerk in Frankfurt-Niederrad zählt zu den bekanntesten Arbeiten v.Garniers in Deutschland. Nach rund drei Jahrzehnten machte sich das Studio an das Redesign der eigenen Farbkomposition. Farbstatement am Ufer des Mains: Das Kraftwerk Niederrad in seiner bewusst buntfarbigen Neufassung gibt sich selbstbewusst und aktiv. Die Aufgabe war klar: Gestalte ein kantiges, übergroßes Betonvolumen so, dass es seine visuelle Mächtigkeit und seine Farblosigkeit verliert. In der ersten Hälfte der 1980er-Jahre machte sich v.Garnier an den Farbentwurf für das unmittelbar am Main gelegene Heizkraftwerk Frankfurt-Niederrad. Daraus entwickelte sich eine der originärsten, bekanntesten und vor allem publikumswirksamsten Arbeiten v.Garniers, gelang ihm doch das Kunststück, einen fest gefügten, betonsichtigen Quader zum Schwingen zu bringen. Und das allein durch die geschickte Anwendung zahlreicher Farbnuancen und einer Überlagerung der Bauform durch eine Abfolge sich schneidender Kreisbogensegmente und Kreisflächenabschnitte. Etwa zwei Jahrzehnte später klingelt im Studio von Garnier erneut das Telefon, doch nicht mehr die Stadtwerke Frankfurt melden sich, sondern die 1998 unter Beteiligung der Thüga AG entstandene Mainova AG. In den 1960er-Jahren als reines Heizwerk gebaut, wurde das Kraftwerk im Zuge des Ausbaus der Bürostadt Niederrad und des nahen Flughafens immer wieder um- und ausgebaut. 2002 dann startet die grundlegende technische Modernisierung, die auch am Äußeren ablesbar sein solle – so der Wunsch der Mainova. Wie aber geht man mit seinem eigenen gestalterischen Erbe um? Kann es neu interpretiert werden? Ist die Farbigkeit eines Industriebaus als Zeitdokument zu sehen? Wie sehr dürfen, ja sollen aktuelle Strömungen einfließen? Friedrich Ernst v.Garnier hat mit seinem Studio eine Lösung gefunden, die auf den ersten Blick alle Aspekte berücksichtigt. Das Redesign nimmt die gewohnten Prinzipien der radialen Formzerlegung auf, nutzt aber eine völlig andere Farbigkeit. Ausgehend vom dunkelblauen Logo der Mainova, ist Blau eckbetonend hinzugekommen. Dazu gesellen sich Töne aus dem gelben, violetten und sogar grauen Bereich, was insgesamt eine sehr viel lebhaftere, ja lautere Präsenz bewirkt. Die wiederum ist eine Antwort auf die dramatischen baulichen Veränderungen der Umgebung, des Anwachsens der Frankfurter Skyline und der Niederrader Büro-Nachbarschaft. War das Kraftwerk einst warmtonigsubtil eingebettet, so steht es nun selbstbewusst-expressiv in einer heterogenen Umgebung aus Industrie, Verwaltung und Kleingärten. Und doch trägt das Kraftwerk trotz Neufassung den einstigen Gestaltungsimpetus in sich; mit seinem charakteristischen, streifig interpretierten Schornstein präsentiert es sich als Fortsetzung der einstigen Idee mit neuen Mitteln. In Niederrad sind gestalterische Vergangenheit und Zukunft eins geworden – das Redesign ist damit auch symbolisch für das Studio von Garnier. Projekt: Mainova-Kraftwerk Niederrad Bauherr: Mainova AG, Frankfurt Ausführungsjahr: 2006 Standort: Lyoner Str. 8, Frankfurt-Niederrad erhalten & gestalten 7
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