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KEIM E+H Nr. 14: Autonomie und Transzendenz Jörg Niederberger und die Architektur

Seitenkapelle mit

Seitenkapelle mit Sternen, Farbwolken und dem Dreiecksmotiv, das sich als konstantes Motiv durch die ganze Kirche einschließlich ihrer Seitenschiffe zieht. lich zur Ausschreibung eines Wettbewerbs zur künstlerischen Neugestaltung dieses Kirchenbereichs, den Jörg Niederberger 2005 gewann. Ein Projekt, das zum „Größten und Aufwendigsten und Risikovollsten gehörte, was ich bis dahin realisieren konnte“, so der Künstler in seiner Rede zur Eröffnung. Steht man heute im Mittelgang der Basilika und richtet den Blick nach vorne, fällt sofort der intensive Farbdreiklang Blau – Rot – Gelb der Seitenapsiden und des Chors ins Auge. Blau, die Farbe der Muttergottes, für die Halbkuppel der Marien-, Rotviolett für die Sakramentsapsis. Im Chor dominiert hingegen die Lichtfarbe Gelb. Auf jede Grundfarbe wurden verschiedenfarbige Lasuren aufgebracht, die einen lebendigen Farbeindruck entstehen lassen. Die in kräftigem Gelb leuchtenden Sterne in beiden Seitenapsiden sind ein Relikt der ursprünglichen Ausmalung und wurden in die neue Gestaltung integriert. Blickfang im Chor ist eine abstrakte Malerei aus Farbwolken, die sich innerhalb eines Ornamentfrieses bewegt, diesen aber auch an einigen Stellen sprengt. Der Fries, bestehend aus stetig wiederkehrenden Dreiecksformen, die mittels Schablonen aufgetragen wurden, fungiert einerseits als räumliche Begrenzung und bindet andererseits den Chor wieder an die vorhandene Kirchenschiffbemalung an. nicht versuchen, im Lauf des weiteren Arbeitsprozesses besser zu werden.“ Um zu verhindern, dass eine individuelle „Handschrift“ ablesbar wurde, ließ Niederberger die ausführenden Maler immer wieder die Arbeitsplätze wechseln – eine Maßnahme, die auch zwei Jahre später zum Einsatz kam, als die Seitenschiffwände mit einem Fries nach seinen Entwürfen neu gestaltet wurden. Die Farbe selbst dient ihm als autonomes Gestaltungsmittel, auch und gerade in diesem Umfeld. Von Beginn an wollte er mit der Ausmalung des Chors keine Abbildung, keinen Raumschmuck schaffen. Den Besuchern des Gotteshauses will er dennoch durch das Eintauchen in die Abstraktion eine Begegnung mit dem Göttlichen ermöglichen. Dabei ist es auch erlaubt, in der Abstraktion Gegenständliches zu erkennen. „Die Bilder, die aus dem Gemälde erwachsen, haben die Tiefe, die ihnen der Betrachter gibt“, lautet sein Fazit. Selbst sieht der Maler das Gemälde als das, was es ist: Farbe. „Ich selbst versuche, nichts darin zu sehen, mich nur durchdringen zu lassen von der Farbe, die mir das Licht wiedergibt.“ erhalten & gestalten Lediglich dreieinhalb Monate Zeit, von Dezember 2005 bis Anfang April 2006, blieben Niederberger für die künstlerische Neugestaltung. Der Termindruck und auch die niedrigen Temperaturen, die zu dieser Jahreszeit nur bei etwa zwölf Grad plus liegen, machten ihm und den drei Malern, die er anleitete, zu schaffen. Denn obwohl ein künstlerisches Konzept vorlag, entwickelte sich vieles erst in der eigentlichen Arbeit. Und diese soll zwar präzise, aber keinesfalls klinisch-exakt sein. „Ästhetik kommt auch mit dem Fehler“, stellt er fest, „man muss diesen nur beibehalten und darf 16

Farbgetränkt Primarschule Hinter den Gärten, Basel-Riehen Scharf geschnittene Kuben, von leuchtend gefärbtem, grobem Putz überzogen. Und wer die Schule betritt, gelangt in eine ganz eigene Farbwelt. Aus einem Wettbewerb hervor ging der Neubau für die Primarschule Hinter den Gärten in Riehen bei Basel. Daniel Marques konzipierte drei quaderförmige Volumen, die sich teils in den Boden eingraben, zum anderen die benachbarten Gärten und Einfamilienhäuser überragen. Der harten Linienführung der Kuben widerspricht deren äußere Strukturierung durch ausgesprochen groben Kellenwurfputz mit 15 Millimeter großem Korn, der durch Licht und Schatten eine eigenständige Plastizität entfaltet. Hinzu kommt die zweifarbige Beschichtung aus deckenden und lasierenden mineralischen Farben, wobei sattes Ziegelrot und warmes Orange rot jeweils ganze Gebäudeseiten monochrom fassen. Farbwechsel finden grundsätzlich direkt an den Kanten statt. Wer das Schulhaus betritt, den empfängt ein wahrer Farbrausch. Jörg Niederberger tauchte das Interieur in eine monochrome Polychromie. Räumen und einzelnen Bereichen gab er jeweils eine einzelne, intensive Farbe. Klassen zimmer beispielsweise erstrahlen in einem satten Gelb – Wände, Böden, Decken samt Möblierung. Und Flure leuchten in Blau oder Grün, die Turnhalle in Orange. Die „obere Dosis“ habe er hier realisiert, sagt Jörg Niederberger zur farbgetränkten Raumfolge, die den Kindern eine licht und froh gestimmte, anregende Umgebung bieten soll. Primarschule Hinter den Gärten Umsetzung: 2001 — 2006 Architektur: Daniel Marques, Luzern Bauherr: Baudepartement Basel-Stadt Mitarbeit Atelier Niederberger: Nadine Wehrli Ausführung Anstrich: Glanzmann, Basel Ausführung Fassade: Fa. Bernasconi, Basel Standort: Steingrubeweg 30, Riehen Produkte: KEIM Granital erhalten & gestalten 17

ERHALTEN UND GESTALTEN