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Die sachlichen, kantigen Kuben werden überlagert – mit einer emotionalen Schicht aus Farben und ausgesprochen haptisch herausfordernden Strukturen. erhalten & gestalten Da stehen sie: drei Kuben in der reduzierten Formensprache, die so typisch ist für die aktuelle schweizerische Architektur. Drei Kuben mit Wohnungen, teils von den Eigentümern selbst bewohnt, teils von Mietern, zu schwindelerregenden Preisen, die ebenfalls typisch für schweizerische Städte sind. Luzern gilt als attraktiver Standort für internationale Unternehmen, mit viel Kultur und einer Landschaft, die geradewegs aus dem Bilderbuch zu kommen scheint. Und genau die liegt den Kuben zu Füßen, der sagenumwobene Vierwaldstätter See, an dem sich einst die Eidgenossenschaft gründete, ist genauso durch die großen Panoramafenster zum Greifen nahe wie die Berge Rigi und Pilatus. In fast unverbaubarer Lage blicken die 2011 erstellten Kuben von der Höhe auf Luzern, das nach mehr Wohnraum dürstet und so Brachen, Lücken oder in die Jahre gekommene Anwesen nachverdichtet. So auch hier, wo ein alter Garten zwar umgewidmet wurde, aber der parkähnliche Charakter erhalten blieb. Die Konzeption der Kuben über einer gemeinsamen Tiefgarage stammt vom Luzerner Architektenteam Marques, jenem Büro, mit dem Jörg Niederberger einst als Farbkünstler am Bau reüssierte. Auch für die Außengestaltung der Kuben schaltete Daniele Marques seinen Bekannten Niederberger wieder ein. Der nahm die Baukörper als Basis für die überlagernde Interpretation, bestehend aus Struktur und Farbe. Und genau damit schafft Niederberger ein irritierendes Moment, denn die Kantigkeit der Volumen löst sich bei Annäherung zusehends auf in eine fast archaische Oberfläche. Die besteht aus einem Putz in Kellenwurfoptik, mit KEIM Universalputz unter Zufügung von strukturgebenden zwölf Millimeter Grobkorn, mal absolut rau, mal abgezogen in die Negativversion überführt. Diese Struktur überlagern insgesamt vier Farben, jeweils in unterschiedlicher Manier auf die drei Baukörper übertragen, mal auf der Gebäudekante wechselnd, mal mitten auf der Fassade. Dass die Trennlinien sich an vorhandenen Öffnungen orientieren, zeigt sich erst auf den zweiten Blick – weil die Fenster nicht regelmäßig, sondern versetzt positioniert sind. 4
Ursprünglich plante Niederberger mit vier Farben pro Gebäude, reduzierte diese dann aber auf einen prägnanteren Dreiklang, basierend auf einem hellen Graugrün. Diesen Ton leitete er aus dem Luzerner Sandstein ab, der an benachbarten Bestandsgebäuden der Jahrhundertwende sichtbar ist und einst in unmittelbarer Umgebung gebrochen wurde. Diesen eher kühlen Steinton ergänzt Niederberger mit zwei warmen, leicht vergrauten Farben aus dem Rot-, Ziegelorange- und Ockerbereich. Niederberger spielt am Hitzlisberg einmal mehr mit der Flächigkeit der Volumen, verfremdet sie jedoch zugleich durch die vertikal verlaufenden Farbwechsel und durch die expressive Strukturierung der Oberflächen. Die stehen in Widerspruch zu den klar gefassten Gebäudehüllen, die nach der Logik der Moderne glatt und entmaterialisiert anmuten sollen. Wohnbebauung Hitzlisberg Umsetzung: 2008 — 2010 Architektur: Daniel Marques, Luzern Bauherr: Gebr. Amberg Generalunternehmung AG, Kriens Mitarbeit Atelier Niederberger: Muriel Stern, Flavia Zimmermann Ausführung Fassadenbeschichtung: Caggiulla, Luzern Standort: Hitzlisbergerstrasse 15, Luzern Produkte: KEIM Granital, KEIM Universalputz erhalten & gestalten 5
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