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KEIM E+H Nr. 14: Autonomie und Transzendenz Jörg Niederberger und die Architektur

Volumennobilitierung

Volumennobilitierung Erweiterung Altenheim Staffelnhof, Luzern Das Betagtenzentrum Staffelnhof ist ein weithin sichtbarer Komplex, der jüngst mit sehr ähnlichen architektonischen Mitteln erweitert wurde. Die Farbe hingegen setzt neue Zeichen. erhalten & gestalten Ein großes Volumen baut sich da im Luzerner Stadt teil Reissbühl in Hanglage auf, der Staffelnhof, ein im Schweizerischen „Betagtenzentrum“ genanntes Pflege- und Altenwohnheim mit Demenzstation, eigener Großküche, Therapieräumen und Dienstleistungseinrichtungen. 1965 von den Architekten Ernst Gisel und Hans Howald geplant, wurden über vierzig Jahre später Erweiterung und Modernisierung unumgänglich. Das Luzerner Architekturbüro Konstrukt nahm sich der doppelten Aufgabe an, entwarf zunächst einen sechsgeschossigen Neubau, der sich linear an den Bestand anfügt. Nach der Fertigstellung im Sommer 2011 steht nun die grundlegende Modernisierung des Bestands an, die bis Herbst 2013 abgeschlossen sein soll. Bereits in den 1970er-Jahren taucht der Staffelnhof als schützenswertes Gebäude im Luzerner Bauinventar auf, mit seiner monolithischen Form, gestaffelten Loggien und dem auberginefarbenen Kellenwurfputz ist er ein charakteristisches Zeugnis seiner Zeit. Diese Prägnanz mit einem eigenständigen Erweiterungsbau zu kontrastieren, sahen die Architekten nicht als gangbaren Weg an. Sie wählten stattdessen eine „Verschleifungstaktik“ von Alt und Neu, der Erweiterungsbau orientiert sich konsequent an den Proportionen und auch der formalen Sprache des Bestands. So verschmelzen die beiden Baugenerationen miteinander, die Trennlinie lässt sich kaum noch erkennen. 8

Die Erweiterung des Altenheims nimmt neben der Formensprache auch den Aubergineton des Altbaus auf, setzt zugleich aber neue, polychrome Impulse. Betagtenzentrum Staffelnhof Umsetzung: 2010 — 2012 Sanierungsarchitekten: Büro Konstrukt, Luzern Bauherr: Stadt Luzern Mitarbeit Atelier Niederberger: Muriel Stern, Laura Nykopp, Evelyne Donno Ausführung Anstrich: Durrer, Luzern Standort: Staffelnhofstrasse 60, Luzern Produkte: KEIM Granital Eigentlich – wäre da nicht die Farbe. Sie sorgt für eine Abgrenzung, für den Bezug zur Jetztzeit, ohne dabei die Vergangenheit aus dem Auge zu verlieren. Jörg Niederberger nimmt den groben Kellenwurfputz zur Hand, trägt ihn weiter über den Neubau, sucht also auch hier die Anpassung. Dann aber kommt die Farbe ins Spiel, Niederberger differenziert den neuen Baukörper entsprechend der gestaffelten Loggien. Direkt an den Altbau dockt im Komplementärkontrast ein warmes, kraftvolles Gelb an. Dann folgen Gelbgrün, Blaugrün, das Violett des Bestands und schließlich ein aufgehellter Violettton. Damit ergibt sich ein polychromer Verlauf, der sowohl die Geschichte wie auch die Gegenwart repräsentiert und in einer spannenden, lebensbejahenden Komposition mündet. Farbwechsel finden auf den Gebäudekanten statt, der Entwurf löst das sehr große Volumen in einzelne Segmente auf, die aber farblich immer wieder in Bezug stehen – „Volumennobilitierung“ nennt Niederberger diese Strategie. erhalten & gestalten 9

ERHALTEN UND GESTALTEN