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KEIM E+H Nr. 15: François Zenner Gemalte Erzählungen im Elsass

Gewürze, Körner und

Gewürze, Körner und Samen hinter Glas geben dem 7. Kontinent einen illustren Rahmen. erhalten & gestalten In Rixheim findet sich der siebte Kontinent etwas zurückgesetzt von der Straße in einem kleinen, eingeschossigen Gebäude, das einst Teil einer Ziegelei und über Jahre dem Verfall preisgegeben war. 2008 wurde aus Siechtum pulsierendes Leben: „Le 7ème Continent“ zog ein, nach ausgiebigem Umbau, der das Innere vollständig neu definierte. Jetzt lockt ein großer Gastraum mit neuem Anbau, ein Verkaufsraum und eine gläserne Küche mit freiem Blick auf die Arbeit von Restaurantchef Laurent Haller und seinen Mitarbeitern. Wände präsentieren sich wie Bilder, von François Zenner mit Farben und Putzen gestaltet, in die er ganz unterschiedliche organische Zutaten einlegte – wie der Koch, der seine Kreationen liebevoll verfeinert. Da finden sich Stroh, Gewürze, verschiedenste Reissorten, Getreide und andere Pflanzenteile sowie perlmuttschillernde Fragmente von Muscheln aus Fernost. Und so wird aus profanen Wänden der sinnlich anregende Rahmen für die genussvolle und an Überraschungen reiche Reise durch den siebten Kontinent. Ein Kontinent, der sich bereits von außen ankündigt: Bis auf vier neue Dachgauben bleibt das Volumen des Häuschens zur Straße hin unverändert, eingeschossig, fünffenstrig, mit einladender Treppe. Das einst in pragmatisch-fahlem Grün gestrichene Gebäude entwickelte sich aber unter den Händen von François Zenner zu einem echten Schmuckstück, an dessen Malerei sich das Auge verlustieren kann. Auf den hellgrauen Sockel setzt Zenner einen weißen, mineralischen Fond über den frisch applizierten Kalkputz. Auf diese neutrale Fassung folgen die sieben Farbfelder um die Fenster. Das leuchtende Ultramarinblau soll an das „Bleu outremer“ erinnern, das einst im benachbarten Mulhouse produziert wurde. In die blauen Felder setzt Zenner dann die eigentliche, goldgelbe Ornamentik in der ihm eigenen Manier: verspielt, fantasievoll und assoziativ. Wieder tauchen die Vögel auf, vielgestaltig und bunt, in Verbindung zu stilisierten Früchten und Gemüsen. Und darüber balan cieren sieben Weltkugeln; jede zeigt einen anderen Kontinent, wobei der siebte Globus den Kontinent Küche darstellt. Der dort berstende Vulkan symbolisiert jedoch keineswegs den explodierenden Herd, sondern übernimmt ein Motiv aus dem „Kleinen Prinzen“ von Antoine de Saint-Exupéry. Es lohnt sich also auch hier, genau hinzuschauen und die versteckten, einen zweiten Blick forderden An spielungen, Analogien und Verspieltheiten zu entdecken. Trotz der Opulenz der Fassade sollte man jedoch eines nicht vergessen: Laurent Haller und seine fulminante Küche. 4

Auch Stroh, Getreide und perlmuttschillernde Muschelteile baut Zenner in seine Wandlandschaften ein. Sieben Kontinente – sieben Globen: Die verspielte Fassadenmalerei ist eine Art Pendant zur fantasievollen Küche im Inneren. Le Septième Continent 35, rue du Général de Gaulle Rixheim www.le7emecontinent.fr erhalten & gestalten 5

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