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KEIM E+H Nr. 2: Joachim Eble, Barbara Eble-Graebener: Die Farbe und das ökologische Bauen

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»Die Polarität Land/Stadt – hier denaturierte Natur, dort gebaute Struktur – muss aufgelöst werden.« Biosolares Wohnen In Stuttgart-Zuffenhausen entstand die erste biosolare Wohnsiedlung inmitten eines durch Verkehr, Industrie und Gewerbe stark belasteten Stadtteils. Die Realisierung scheiterte fast am Bebauungsplan, der eine Nord-Süd-Ausrichtung der Dachfirste vorsah und damit eine passive Nutzung der Sonnenenergie verhindert hätte. erhalten & gestalten Ein Baubiotop in der Vorstadt: Kletterpflanzen erobern sich die Fassaden und integrieren sie in die Natur. 10 Damit die Siedlung verkehrsfrei bleibt, steht den Bewohnern eine Tiefgarage zur Verfügung, zusätzliche Besucherparkplätze gibt es am Siedlungsrand. Erst die teilweise Befreiung von den Vorgaben des Bebauungsplans erlaubte, statt der schmalen Giebelseiten die Längsseiten der Gebäude nach Süden zu richten. Das Ergebnis: Zwischen ordentlich arrangierten Gebäuderiegeln am Blockrand tummeln sich verspielt-geschwungene, dem Verlauf der Sonne folgende Baukörper. Zwischen den Gebäuden öffnen sich so genannte Sonnenhöfe – sie versorgen alle Wohnungen trotz einer Geschossflächenzahl von 1,2 mit solarer Energie. In den Höfen finden sich auch von Regenwasser gespeiste Feuchtbiotope, Kinderspielbereiche und eine starke Durchgrünung – „innere Qualitäten“ zur Auflockerung der stark verdichteten Bebauung und zur Schaffung einer gemeinschaftlich nutzbaren Raumlandschaft. Die formale Verwandtschaft zur Siedlung Schafbrühl in Tübingen kommt nicht von ungefähr: Zuffenhausen entstand unmittelbar danach. 1987 bis 1989 erbaut, flossen die Erfahrungen aus Tübingen, aber auch neue Erkenntnisse bei den Planungen des damals noch als Eble und Sambeth firmierenden Büros mit ein. Wie in Tübingen entwarf Barbara Eble- Graebener das leicht anmutende, differenzierte Farbkonzept. Übernommen wurden natürlich die Standards der ökologischen Baumaterialien, neu hinzugekommen ist Holz als dominierender Werkstoff, unterbrochen von lasierten Putzflächen

auf Ziegelmauerwerk. Trotz dieser „spröden“ Baumaterialien erreichten die Architekten eine ausgeprägt organische Siedlungsform. „Unsere beste Siedlung“, wie Joachim Eble noch heute betont, „eine elegante organische Stadtarchitektur höchster quantifizierter Dichte.“ Dank der gedrehten Gebäudeausrichtung zeigen alle Wohn- und Schlafräume nach Süden, Südwesten oder Südosten – was eine maximale Nutzung des energiewie lebensspendenden Sonnenlichts erlaubt. Die Größen der Eigentumswohnungen variieren zwischen einem und viereinhalb Zimmern, gerade die größeren Einheiten sind mit ihrem zentralen, „Familienraum“ genannten Wohnzimmer auf die Bedürfnisse vielköpfiger Familien ausgerichtet. Die Grundrisse sehen auch Bereiche vor, die sich unabhängig von der restlichen Wohnung nutzen lassen – damit nahmen Eble und Sambeth das erst über zehn Jahre später populäre Mehrgenerationenwohnen vorweg. Insgesamt umfassen die maximal viergeschossigen Bauten 70 Wohnungen – auf einem Gebiet, das zuvor als Fabrikareal diente. Auch heute noch befinden sich große Firmen in unmittelbarer Nähe – aber auch der Stadtpark mit seinem Sauerstoff spendenden Baumbestand. Freizeiteinrichtungen sowie eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr machen die Siedlung zu einem qualitätsvollen und begehrten Wohngebiet, zu einer „städtischen Ökologie-Insel“. Zwischen der „ordentlichen“ Blockrandbebauung tummeln sich die verspielt-geschwungenen Baukörper mit vielfach verschachtelten Dächern. Verdichtetes Bauen als Notwendigkeit und Programm zur Erzeugung von Gemeinschaft. Ein Prinzip, das sich auch die Farbgebung zu Eigen macht und eine differenzierte Farbharmonie etabliert. erhalten & gestalten 11

ERHALTEN UND GESTALTEN