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KEIM E+H Nr. 3: Transzendenz der Farben - die sakralen Wandmalereien von Tobias Kammerer

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2 3 6 8 10 12 14 erhalten & gestalten 2 Präzision, Abstraktion, Farbe Malerisches Empyreum: Maria Himmelfahrt in Oberhausen St. Katharinen in Kiew: Die Rückkehr der Engel Auf der Suche nach neuen Herausforderungen: Tobias Kammerer im Gespräch Zuversicht: St. Bonifaz in Breitenfurt Der Bund mit den Menschen: Evangelische Friedenskirche in Viernheim Der Weg von der Farbe zur Kunst 15 Zweischichtig: Kapelle in der Arena auf Schalke in Gelsenkirchen 16 KEIMFARBEN IMPRESSUM „erhalten & gestalten“ Herausgeber: KEIMFARBEN GmbH & Co. KG, Keimstraße 16, 86420 Diedorf, www.keimfarben.de Verlag und Redaktion: mk Fachverlag für Kundenmagazine GmbH, Max-von-Laue-Straße 9, 86156 Augsburg Bildnachweise: mk, KEIMFARBEN, Tobias Kammerer Präzision, Abstraktion, Farbe Tobias Kammerer und das große Format Er ist produktiv, arbeitet über die künstlerischen Grenzen hinweg – mit Glas, mit Stahl und natürlich mit Farbe. Die steht auch am Anfang der künstlerischen Karriere: Tobias Kammerer entstammt einer Rottweiler Handwerkerfamilie, ist schon früh mit der Klaviatur der Farben vertraut, wendet sich an der Wiener Akademie schnell dem großen Format zu – als Ölmalerei, Aquarell und schließlich als Wandbild auf Fassaden. Tobias Kammerer komponiert zunehmend abstraktere Motive: Zeigen seine Figurationen noch anfangs einen dichten, ernsten Ausdruck, so entmaterialisieren sie sich zusehends, werden ätherischer und reduzieren sich auf Andeutungen der Physiognomie. Die aquarellierende Malweise, aus der die lichten und doch farbigen Abstraktionen sich formen, überträgt der Künstler auf die Fassade. Die Silikatfarben aus Keimscher Produktion bieten ihm das ideale Malmittel für seine Arch-Art, wie er Mitte der neunziger Jahre seinen die Architektur überspielenden Malstil nennt. Kammerer provoziert mit seiner kompromisslosen Malerei – so sehr, dass der Rottweiler Baubürgermeister ihn polizeilich vom Gerüst holte. Eine Anekdote, die heute schmunzeln lässt. Weil Bauherr, Presse und auch der Oberbürgermeister des sonst so kunstfreundlichen Städtchens auf des Künstlers Seite stehen, obsiegt dieser, um nur wenige Jahre später das neue Landratsamt in Rottweil mit einem hintersinnigen Gemälde zu schmücken: mit dem Bürokraten. Wenn man genau hinsieht, erkennt man den staubigen Aktenstapel und das verstärkte Sitzfleisch. Obwohl die Arbeiten ein spontanes Vorgehen vermuten lassen, plant Kammerer akribisch. Entwirft, verwirft, scribbelt, baut Modelle, prüft die Wirkung, wägt ab. Die Vorplanung macht einen Gutteil am Gesamtaufwand aus. So sind nicht nur seine Provokationen im Außenbereich wohlkalkuliert, auch die gegen Ende der neunziger Jahre zunehmende Konzentration auf die Kirchenausgestaltung beruht auf der konsequenten Vorplanung und dem Studium der kirchlichen Schriften, wobei ihn seine Frau Ela Kammerer wesentlich unterstützt und kritisch begleitet. Mit Glasarbeiten begann die Arbeit für sakrale Räume, um alsbald wieder die Wand und die Farbe zu entdecken. Heute verbindet Kammerer die künstlerischen Ebenen in geradezu spielerischer Leichtigkeit, stellt seine Glasfenster neben Malereien oder lithurgische Gegenstände und lässt die Grenzen zwischen den Disziplinen verschwimmen. Und ist damit auf dem direkten Weg zum Gesamtkunstwerk, wie bei der Katharinenkirche in Kiew zu sehen ist. Dieser und anderen sakralen Arbeiten aus jüngster Zeit widmet sich die vorliegende Ausgabe von erhalten & gestalten.

Malerisches Empyreum Maria Himmelfahrt in Oberhausen. Lichte Farben und die malerische Überhöhung verwandeln die neogotische Kirche in einen Raum der Jetztzeit. » Die Farbzuordnungen folgen meiner Auffassung von christlicher Symbolik. Ich definiere sie letztlich selbst.« Seit rund hundert Jahren erfreut sich die katholische Gemeinde des kleinen Städtchens Oberhausen unweit Idar-Obersteins ihrer neugotischen Pfarrkirche. An der Schwelle zum neuen Jahrtausend steht nun eine Komplettsanierung an, einschließlich der künstlerischen Neuinterpretation des Kirchenraumes. In der Regel restauriert oder rekonstruiert man das vergessene oder verlorene, aber reiche Dekor neogotischer Kirchen heute möglichst originalgetreu, um die Authentizität des Ortes zu reaktivieren. In Oberhausen aber ging man einen gänzlich anderen Weg. Der mit der Sanierung beauftragte Architekt Alwin Bertram überzeugte die Gremien von erhalten & gestalten 3

ERHALTEN UND GESTALTEN