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KEIM E+H Nr. 3: Transzendenz der Farben - die sakralen Wandmalereien von Tobias Kammerer

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» Die Komposition

» Die Komposition strebt empor, sie nimmt die architektonische Sprache auf, bleibt aber kompromisslos modern.« Leicht spannt sich das heiter gefasste Kreuzrippengewölbe über den klaren, neogotischen Kirchenraum. einer modernen, zeitgemäßen Neugestaltung des Schiffes, legte die intensive Farbigkeit des Kreuzrippengewölbes fest und verzichtete auf die Rekonstruktion des alten Dekors. Das entschwand aus dem Blick der Kirchengemeinde, als man sich vor Jahrzehnten für eine Modernisierung des Raumes entschied. Ein so genanntes Fenster zeigt heute einen kleinen Ausschnitt der einstigen Malerei – überall sonst bleibt sie unter der neutralen Schicht, zugunsten einer aktuellen Ausgestaltung, die sich bewusst von der neogotischen Tradition freimacht. Josef wird von zwei weiß gespachtelten Flächen gerahmt, die wie aufgeklappte Altarflügel erscheinen. Dies beginnt bereits bei der Farbfassung des Kreuzrippengewölbes in Gelb, Blau und Rotocker. Das betont die Struktur im gotischen Sinne, tritt aber gleichzeitig ihrer Ernsthaftigkeit entgegen. Tobias Kammerer nimmt diese neue Farbigkeit mit seinen Malereien auf, die Maria und Josef rahmen, der Taufkapelle einen eigenen Charakter geben und die Deckensegel zieren. erhalten & gestalten Seitlich des Chores befinden sich die Figuren von Maria und Josef, erhöht auf Podesten stehend und überhöht vom -malerischen Hintergrund. Maria als zentrale Figur wird dabei besonders betont: Sie steht vor drei vertikalen Farbfeldern, deren mittiges, rotes die klassische Verbindung zu Symboliken wie Liebe, Mutter, Wärme herstellt. In einer Spachteltechnik ausgeführt, liegt über den Feldern ein leichter Glanz – er umgibt Maria mit einer Aura des Wertvollen, Erhabenen. Nach oben schließlich gehen die Farbfelder über in eine verschlungene, amorphe und transparente Malerei, in den göttlichen, leuchtenden Himmel voller Engel. Auch über Josef steht dieses Empyreum, allerdings wird er von weißen, sanft schimmernden Feldern umrahmt. An den Decken finden sich seltsame Formen, die man als abstrahierte Engel interpretieren kann. Diese „Fischblasenformen“ entstammen dem Maßwerk der Fensterrose, begegnen spielerisch der Strenge des Gewölbes und wandern auch in die Taufkapelle, deren Wände unter anderem ein Text aus dem Matthäus-Evangelium in lockerer Pinselschrift ziert. Gefasst 4

Die „Fischblase“ legt sich überall spielerisch über die Flächen. Die Taufkapelle mit dem handgeschriebenen Vers nutzt das Wasser als Motiv, lockere Beistriche zeichnen den Raum nach und verbinden die neue Malerei mit der Architektur. wird dieser Vers durch einen säulenähnlichen Beistrich und das ultramarinblau umrahmte Buntglasfenster. Daneben befindet sich ein weiteres Säulenmotiv, allerdings sehr viel konkreter in seiner Erscheinung, weil die Wassersäule symbolisierend. Ausgeführt in Spachteltechnik, stehen die verschiedenen farbigen Schichtungen für die unterschiedlichen Funktionen des Wassers: dunkles Blau ist das Untertauchen, weiße Teilflächen symbolisieren das Auftauchen mit Christus, also die Auferstehung. Und wer genau nach oben blickt, wird auch die Decke der Taufkapelle in einem dezenten Blauton wahrnehmen. Sehr transparent erinnert er an das himmlische Blau, weitet das Gewölbe nach oben und steht mit dem Gelb der Engel in lebendigem Kontrast. Architekt: Alwin Bertram, Hennweiler

ERHALTEN UND GESTALTEN