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KEIM E+H Nr. 3: Transzendenz der Farben - die sakralen Wandmalereien von Tobias Kammerer

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Detailliert

Detailliert ausgearbeitet: der Entwurf für die Altarrückwand. Seitliche Felder wurden jedoch in Abstimmung mit den grünlichen Wandflächen grauviolett lasiert. Die Rückkehr der Engel St. Katharinen in Kiew. Malerei, Bildhauerei, Glasarbeiten – die wohl umfassendste Arbeit Tobias Kammerers findet man weit im Osten Europas. Jahrelang kämpfte die kleine evangelisch-lutherische Gemeinde um die Rückgabe ihrer Kirche, in der sie bereits über 80 Jahre lang Gottesdienste feierte. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde St. Katharinen im Basilikastil auf der deutscher Berg genannten Anhöhe errichtet. 1938 dann löste sich die evangelisch-lutherische Gemeinde selbst auf – Stalins antireligiöse Kampagnen hatten Erfolg. Das Kirchengebäude aber blieb stehen, wenn auch aller Symbole beraubt, zweckfremd genutzt und vernachlässigt. In den neunziger Jahren dann machte die Gemeinde ihre alten Ansprüche geltend, erhielt dabei politische und finanzielle Unterstützung aus Deutschland, so dass 1998 endlich die Rückgabe erfolgte. Wenige Tage später starteten die Sanierungsarbeiten, unterstützt von der evangelischen Landeskirche Bayern. Bei der Suche nach einem Künstler für die Gestaltung der Kirchenfenster stieß man auf Tobias Kammerer, dem sukzessive dann weitere Arbeiten übertragen wurden. So zeigt St. Katharinen heute in fast allen Bereichen die Handschrift von Tobias Kammerer: Er entwarf nicht nur die Glasarbeiten und die Altarrückwand, aus seinem Atelier kommen auch Kerzenleuchter, Türgriffe und das blaue, gläserne Altarkreuz. Sämtliche Arbeiten widmen sich dem Engelsmotiv. Kammerer knüpfte dabei an erhaltene Engel des Kirchengebäudes und den Patron der Stadt, den Erzengel Michael, unmittelbar an. So bestehen die Leuchter beispielsweise aus drei an den Flügelspitzen verbundenen Engeln. Im Zentrum des Raumes aber steht die bemalte Altarrückwand, auf der sich zwei figurative Elemente überlagern: das Kreuz in direkter Anlehnung an das Kruzifix aus den zwanziger Jahren und die Kelchform als Verweis auf das Abendmahl. Auf der weißen, gespachtelten Kreuzform erkennt man lasierte Wundmale. Aus den benachbarten gelben Flächen steigen Engel nach oben zum darüberliegenden Glasfenster mit dem Motiv der Auferstehung. Das linke Fenster zeigt die heilige Katharina als Patronin der Kirche; das rechte Fenster widmet sich in blauer Farbigkeit Martin Luther. erhalten & gestalten 6 Ende Oktober 2000 konnte die Kirche erneut geweiht werden. In eineinhalb Jahren intensiver Arbeit, die zur Abstimmung moderne CAD-Simulationen nutzte, wurde aus dem entleerten, profanisierten Raum wieder ein Ort des Glaubens – würdevoll, modern und doch in der Tradition der evangelischen Gemeinde, deren Kiewer Ursprünge auf das Jahr 1760 zurückgehen. Heute zeigt sich das Gotteshaus zurückhaltend, Architekten: aber würdevoll. Arcus Consulting, Cottbus und Kiew

» Ein Gottesdienst spricht alle Sinne an, denn in der Wechselwirkung von Farbe, Raum, Musik und Wort höhen sich die Dinge gegenseitig.« Mit den Glasfenstern begann die künstlerische Arbeit, die sich schließlich fast in alle Bereiche der Kirche ausdehnte und auch den Leuchtern ihre Form gab. erhalten & gestalten 7

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