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KEIM E+H Nr. 3: Transzendenz der Farben - die sakralen Wandmalereien von Tobias Kammerer

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Sie arbeiten als Maler,

Sie arbeiten als Maler, Glaskünstler und auch Bildhauer. Welche Form favorisieren Sie? » Es ist mir wichtig, dass zeitgenössische Auffassung und Raumbezogenheit überzeugend zum Ausdruck kommen.« Malerei und Bildhauerei sind Ausdrucksmittel der Kunst. Wenn man eine künstlerische Idee hat, versucht man, sie umzusetzen. Dabei merkt man, dass vielleicht die Leinwand, der Putz, der Stein oder das Glas richtig dafür ist. Eigentlich ist es mir das Liebste, wenn man sich vernetzt mit diesen Disziplinen auseinandersetzt, gerade wenn man ein künstlerisch ganzheitliches Konzept für einen Raum entwickeln will. erhalten & gestalten Kunst – irdische Tochter der Religion Sind Sie religiös? Wenn man künstlerisch tätig ist, trifft man automatisch auf Glauben und Religion. Man kann sich dem schöpferischen Aspekt in der Welt nicht entziehen und setzt sich dann auch damit auseinander. Kunst und Religion befassen sich mit denselben Fragen und Inhalten. Adalbert Stifter sagte einmal, dass Kunst die irdische Tochter der Religion sei. Beides geht weit über das Rationale und Sichtbare hinaus. Ich bin religiös, aber nicht im klassischen Sinne fromm. Ihre früheren, profanen Wandmalereien sind impulsiv und setzen sich über Konventionen hinweg. Wie gelangt man von da zur Sakralkunst? Zunächst glaube ich, dass Kunst nicht als sakral oder profan zu bezeichnen ist. Die Frage, ob und wie impulsiv eine Arbeit ist, richtet sich nach dem Raum und nach dem, was man ausdrücken will. So hat jede Arbeit ihre Individualität und steht in Wechselwirkung mit dem Raum und den Menschen. Obliegt dem sakralen Raum ein ganz besonderer Reiz? Jeder Raum kann über Anziehungskraft und Ausstrahlung verfügen. Raumphänomene sind nicht erzeugbar; sie sind unabhängig von ihrer Nutzung faszinierend oder auch nicht. So gesehen gibt es im Sakralbau sehr reizvolle Räume, oftmals auch mit großer Geschichte. Die Architektursprache für Sakralräume enthebt sich nutzenorientierten Zwängen und zweckrationalem Denken. So ist sie schon immer ein idealer Ort für Kunst gewesen. Auffallend oft taucht das Engelmotiv in Ihren Arbeiten auf – woher kommt diese Affinität? Ich habe mich damit auseinandergesetzt, welche christlichen Bildthemen mit meiner Art zu arbeiten, darstellbar sind. Engel erlauben mir zum Beispiel eine größtmögliche Toleranz in der Darstellung und Interpretation, da sie transzendente und ätherische Wesen sind. Darüber hinaus symbolisieren sie für mich die Schnittstelle zwischen Himmel und Erde. Gibt es ein Anliegen, das Sie mit Ihrer Kunst verfolgen? Kunst entsteht zunächst einmal aus einem gewissen Sendungsbedürfnis. Nicht zuletzt sagt man auch, Kunst kommt von Künden. Folglich ist es auch für mich das Großartigste, wenn ich künstlerische Konzepte und Ideen verwirklicht sehe. Es ist mir dabei wichtig, dass zeitgenössische Auffassung und Raumbezogenheit überzeugend zum Ausdruck kommen. Welches Projekt stellte Sie bisher vor die größten Herausforderungen? Praktisch bei jedem Projekt gibt es neue Herausforderungen. Extrem aber waren für mich die ersten öffentlichen Aufgaben. Beispielsweise die großen, sehr impulsiven blauen Kirchenfenster von Neukirch. Oder mein erstes monumentales Wandgemälde in Rottweil. 8

Diesen ersten Konfrontationen standzuhalten, war eine große Herausforderung. Und welches Projekt war bislang Ihr wichtigstes? Die Neugestaltung der Sankt-Katharinen-Kirche in Kiew. Hierbei war die Auseinandersetzung mit der Vorgeschichte und der heutigen Situation in Kiew unerlässlich. Umfassende künstlerische Entscheidungen konnte ich schon in die ersten Baumaßnahmen einfließen lassen. Das mir entgegengebrachte Vertrauen hat mich sehr geehrt. Sie verarbeiten fast ausschließlich Mineralfarben – welchen Grund gibt es dafür? Für meine Arbeit ist die Wirkung der Farben entscheidend. Wie Sie an meiner Arbeit sehen, liebe ich brilliante Farben. Die seidenmatte Oberfläche der Mineralfarbe hat einen sehr edlen Charakter und ein angenehmes Erscheinungsbild. Darüber hinaus möchte ich eine hohe Haltbarkeit und Lichtechtheit für meine Arbeit beanspruchen. Und zum Abschluss: Ihr Traumprojekt wäre...? „Auf Schalke“ Juist Börger Hagen Bad Arolsen Recklinghausen Menden Greifswald Hofgeismar Heiligenstadt Erfurt Oberhof Neukirch Das ist sehr schwer zu sagen. Jedoch träume ich davon, eine Kapelle zu bauen – nach eigenen Plänen und Kunstvorstellungen. Sie muss nicht groß sein und könnte irgendwo in der Natur stehen. Oberhausen Nagold Lahr Freiburg Eltville Mainz Viernheim Königsfeld Stuttgart Diedorf Reutlingen Dachau Rottweil Marktschwaben Rosenheim Wien In diesem Heft vorgestellte nicht vertretene Werke von Tobias Kammerer Kiew erhalten & gestalten Hongkong 9

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