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KEIM E+H Nr. 4: Paulus Eckerle - Regionales Bauen im Altmühltal

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erhalten & gestalten

erhalten & gestalten Reduzierte Form Neubau eines Metallbaubetriebes in Kinding-Haunstetten Regionales Bauen darf nicht beim Wohnhaus stehenbleiben. Es muss in allem, was wir bauen, die zentrale Rolle spielen, selbst in Industrie- oder Verwaltungsgebäuden. Es ist nur ein kleines Gewerbegebiet, das sich am Ortsrand von Kinding angesiedelt hat, aber es ist keineswegs so gesichtslos, wie sich derlei Agglomerationen vielerorts präsentieren. „Schuld“ daran ist der Neubau eines Metall verarbeitenden Betriebes, den Architekt Paulus Eckerle als schlichten, aber aussagekräftigen Solitär gestaltet hat. Umgeben von landwirtschaftlichen Nutzflächen und in Randlage zur dörflichen Struktur war für den Planer von vornherein klar, dass sich der Entwurf an der konstruktiven und formalen Bautradition des Altmühljura orientieren sollte. Dazu gehört beispielsweise, dass das Gebäude in Massivbauweise mit Kalksandsteinziegel ausgeführt ist: ein Material, den kalkhaltigen Bruchsteinen verwandt, aus denen die Jurahäuser früherer Jahrhunderte gemauert wurden. Die flache Dachneigung greift ebenfalls auf alte Vorbilder zurück. Doch lässt der Architekt in diesem Fall das Dach optisch verschwinden, indem er die Giebelseiten als erhöhte Schildmauer ausformt, ein Stilmittel, das die schlichte Kubusform des Baukörpers betont und dessen Modernität hervorhebt. Wie ein glatte Hülle umzieht die schmucklose Lochfassade das Gebäude, wie eingestanzt wirken die Tür- und Fensteröffnungen. Größe und Form der Öffnungen geben Rückschlüsse auf die Nutzung, die sich dahinter verbirgt: Raumhohe, schmale Fenster im Erdgeschoss und zwei große Tore an der Stirnseite und der Westseite deuten die große Hallenwerkstatt an. Die kleineren, quadratischen Fenster im ersten Obergeschoss gehören zu Büroräumen, die über ein Oberlicht im Dach zusätzlich erhellt werden. Acht paarweise angeordnete, übereinander liegende quadratische Öffnungen belichten das zentrale Treppenhaus. Funktional, schlicht, karg – mit der reduzierten Formensprache des Gebäudes trägt Eckerle sowohl dessen Bestimmung als auch der das Dorfbild prägenden Tradition Rechnung und zeigt, dass beides eine gelungene Verbindung eingehen kann. 10

Spiel-Räume Neubau eines Kindergartens in Pfahldorf Mit der Verwirklichung des Kindergartens in Pfahldorf lässt sich ein Stück ländlicher Lebensgemeinschaft und Heimat aufrecht erhalten und weiterentwickeln. Inmitten der vertrauten Umgebung des heimischen Dorfes, im Pfarrgarten von Pfahldorf, entstand 1996 in nur siebenmonatiger Bauzeit ein Haus für Kinder. Schon die Außenansicht des klar gegliederten, symmetrisch angelegten Baukörpers lässt die Absicht des Architekten erkennen, regionaltypische Bau- und Konstruktionsweisen mit einer zeitgenössischen Architektursprache zu verweben. „Das ist das Haus vom Nikolaus“ – wer kennt nicht aus Kindertagen diesen Spruch, begleitet von einer einfachen Strichzeichnung: ein Rechteck mit spitz zulaufenden Dachseiten, zwei Fenster, eine Tür. Ähnlich schlicht präsentieren sich Süd- und Nordseite des Kindergartenneubaus, während große, mehrflügelige Fenster und Türen die Längsseiten gliedern. Reduktion auf das Wesentliche, dazu Maßstab und Proportionen, die sich an der traditionellen Jurabauweise orientieren, waren die grundlegenden Kriterien für den Entwurf des schlichten und klaren Baukörpers, der in Planziegel- Massivbauweise ausgeführt wurde. Die Farbgebung der Fassade in einem erdigen Rotton ruft Assoziationen an Standfestigkeit und Wärme wach. Im lebhaften Kontrast dazu steht die Farbigkeit der Fenster- und Türöffnungen: Weiß für die Rahmen, leuchtendes Türkisgrün für die beweglichen Flügel. Das Silbergrau des Satteldaches erinnert an die traditionellen Legschieferdächer. Einfache, gediegene Materialien auch im lichten Inneren des Hauses: Viel Holz, ein beheizbarer Bodenbelag aus Natursteinplatten und weiß gestrichene Wände schaffen eine behagliche Atmosphäre und den nötigen Spielraum für die Kinder, um das Haus mit eigenen Gestaltungsideen und Phantasie zu füllen. Schutz und Geborgenheit signalisiert die Geschlossenheit des äußeren Erscheinungsbildes, während die Offenheit im Hausinneren Raum für Spiel und Phantasie gewährt. erhalten & gestalten 11

ERHALTEN UND GESTALTEN