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Kontrastreiche Verbindung Wie kann es heu†zu†age aussehen, wenn ein barocker Saal einen neuen Zugang brauch†? Diese Frage s†ell†e sich, nachdem das Nu†zungskonzep† für den Umbau des Orbansaals in Ingols†ad† vorlag. Die kühle Glas-S†ahl-Kons†ruk†ion des neuen Treppenhauses bekenn† sich zu ihrer Moderni†ä†, ohne den his†orischen Bes†and zu verleugnen. erhalten & gestalten 10
FOYER BUCHHANDLUNG DEKANAT Der unweit des Ingolstädter Liebfrauenmünsters gelegene Orbanbau ist Teil eines ehemaligen Jesuitenkollegs. 1725 stockte der Orden ein Gebäude aus dem 16. Jahrhundert auf, das der Sammlung des Jesuitenpaters Ferdinand Orban als Museum dienen sollte. Diese Samm-lung zählt heute noch zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt und gilt als Musterbeispiel für die im 18. Jahrhundert weit verbreiteten Kunst- und Raritätenkammern, in denen eifrige Schatzsucher Bedeutendes und Kurioses aus aller Welt zusammentrugen. Der lang gestreckte, zweigeschossige Orbanbau öffnet sich auf beiden Längsseiten in Arkaden. An der Westseite sind die Rundbogenöffnungen zu Blendarkaden vermauert. Die Fassadengliederung im Hauptgeschoss übernehmen acht große Fensteröffnungen, die über jedem zweiten Rundbogen angeordnet sind und mit diesem eine vertikale Achse bilden. Als „Bauwerk mit nationaler kultureller Bedeutung“ wird der Orbansaal vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflegeeingestuft. Miteiner Länge von Spannungsvolle Annäherung der Archi†ek†ur aus zwei verschiedenen Jahrhunder†en: Ein filigraner Glaskubus, direk† vor den barocken Baukörper ges†ell†, übernimm† die Erschließung des Orbansaals im Obergeschoss. Kühle Sachlichkei† und klare Kons†ruk†ion gehen mi† der s†rengen Fassadengliederung des his†orischen Gebäudes eine harmonische Verbindung ein. nahezu 40 Metern nimmterdas gesamte Obergeschoss ein. Große Fenster zu beiden Seiten sorgen für lichte Helligkeit. Besondere Aufmerksamkeit verdient die handwerklich und künstlerisch anspruchsvolle Stuckdecke, in deren Spiegel Felder für geplante Stuckreliefs und Deckengemäldeeingelassen sind. Aus den erhaltenen Entwürfen istersichtlich, dass hier allegorische Darstellungen der Theologie, Astrologie, Wissenschaft und Kunst auf das im Barock so wichtige Bildprogramm vom Mikrokosmos (hier: die Orbansche Sammlung) im Makrokosmos verweisen sollten. Die Aufhebung des Kollegs 1773 markiert für den Orbanbau den Beginn einer wechselvollen Geschichte verschiedenster Nutzungen. Der Einbau einer Theaterbühne im Saal zerstörte einen Teil der reich verzierten Stuckdecke. Zuletzt wurden die Räumlichkeiten von der Universität Eichstätt-Ingolstadt genutzt, standen aber durch den Umzug einer Fakultäterneut zur Disposition. 1993 erhielt das Diözesanbauamt unter der Leitung von Karl Frey zusammen mit dem Architekturbüro Stich den Auftrag, ein neues Nutzungskonzept zu prüfen. Dieses sah vor, im Erdgeschoss eine Buchhandlung und das Büro des Stadtdekanats Ingolstadt unterzubringen. Geichzeitig sollte in einer Untersuchung geklärt werden, ob eine Sanierung des Orbansaals durchführbar und wirtschaftlich vertretbar sei. Ausgehend von den völlig unterschiedlichen Nutzungen der einzelnen Teilbereiche Buchhandlung, Dekanat und Saal entstand der Wunsch, die Funktionsbereiche unabhängig von-einander erschließen zu können. Nachdem historische Stadtpläne zu Rate gezogen wurden, stellten die Planer fest, dass der Orbansaal bereits in früheren Jahren mittels eines separaten Zugangs erreichbar gewesen war. Die Lösung lag also auf der Hand: Neben dem historischen Gebäude wurdeein neuer Treppenzugang erstellt. Das filigrane Treppenhaus in einer Stahl-Glas-Konstruktion ist vom bestehenden Gebäude abgesetzt und beeinträchtigt den historischen Baukörper nicht. Dietransparente Glashaut lässt die dahinter liegende Fassade durchscheinen, auf der sich je nach Tageslichteinfall ein subtiles Spiel mit Licht und Schatten entfaltet. Die klaren Formen des kubischen Glaskörpers mit der eingestellten Treppe treten mit der ruhigen Symmetrie des Orbanbaus in ein beziehungsreiches Wechselspiel. Im Saal selbst wurde die Bühne herausgenommen und die Stuckdecke im ursprünglichen Sinn ergänzt; er dient heute als multifunktionaler Ort für verschiedenste Veranstaltungen. Der Buchladen befindet sich nun im südlichen Arkadenbereich, die Räume des Dekanats im nördlichen Bereich. Die Arkadenbögen erhielten eine neue, maßstäblich gegliederte Verglasung, die auf die Symmetrie der im Obergeschoss liegenden, historischen Fenster Bezug nimmt. Nach der Sanierung, in die auch die Außenfassaden mit ihren barocken Verzierungen mit einbezogen wurden, zeigt sich der Orbanbau wieder in neuer alter Pracht. EG-Grundriss erhalten & gestalten 11
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