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KEIM E+H Nr. 8: Lutherstadt Eisleben - zwischen gestern, heute und morgen

Farbe dient der

Farbe dient der Architektur Die Gestaltungssatzung des Jahres 1998 bildet die Grundlage für den seit Ende 2000 verbindlichen Farbleitplan der Lutherstadt Eisleben. Unter der Federführung des Kunsthistorikers Franz Häring aus Halle war ein ganzes Team mit der Aufarbeitung des Farbthemas beschäftigt. Dazu gehörten die Analyse des Ist-Zustands, die Befundung einzelner Fassaden mit den etablierten Methoden, die Analyse der vorhandenen Materialien sowie Archivstudien zur Baugeschichte. Gemäß den Vorgaben unterstützt die Farbgestaltung die Ablesbarkeit der urbanen Parzellenstruktur und differenziert benachbarte Bauten erkennbar voneinander. Auch die Fassadengliederung wird durch die Farbe betont – Sockel, Lisenen, Erker, Gewände und Gesimse zeigen sich differenziert. Fehlende Fassadengliederungen sollen bei Sanierungen wieder ergänzt werden und sind demnach in der Farbplanung bereits berücksichtigt. Die Farbstimmung nimmt sowohl regionale wie auch die stilistischen Besonderheiten der einzelnen Epochen auf. Die wichtigste Grundlage liefern die Befunde der städtebaulich und kunstgeschichtlich wertvollen Gebäude. Als Ergebnis der Planungen liegen im Bauamt der Stadt ausführliche Unterlagen zur Einsicht aus: Straßenabwicklungen, die die Abfolge der Hauptkolorits aller dort platzierten Häuser darstellen; Fassadenabwicklungen einzelner Bauten; tabellarische Farbangaben für die Fassadenbereiche aller Häuser und auch detaillierte Au®isskolorierungen ausgewählter Fassaden, teils mit alternativen Farbkompositionen. Während Türen, Fenster und Dächer nach R AL ausgemustert wurden, erfolgte die Bezeichnung der Fassadentöne – ausführbar durch Anstrich oder eingefärbten Putz – mittels Kodierung entsprechend der Keim-Palette. Dies ermöglicht Bauherren, Planern und auch den ausführenden Betrieben eine schnelle Orientierung. Auch für Ausbesserungen oder künftige Sanierungen ist damit die Kontinuität der Farbigkeit gewährleistet. Vom Entwurf zur Realität Im Rahmen der Sanierungen trifft man immer wieder auf ähnliche Probleme: starke Schäden durch aggressive Immissionen, Senkungsphänomene, Durchfeuchtung der Bausubstanz, Probleme durch die Verwendung ungeeigneter Materialien für Anstriche, Dacheindeckungen oder Fenster. Meist handelt es sich dabei um die Folgen diskontinuierlicher, nicht fachgerechter oder überhaupt nicht realisierter Instandhaltung in der Vergangenheit. Im besten Fall, also bei noch tragfähigen Untergründen, werden die Oberputze von den weit verbreiteten Kunstharzbeschichtungen be®eit, gesäubert, geprüft und ausgebessert. Als Anstrichsystem wird stets das Keim-Granital- System empfohlen. Die Dispersions-Silikat-Beschichtung wird zweifach appliziert, zuvor in Teilbereichen der Fassaden mit Fixativ oder Silangrund behandelt. Nicht durchgefärbte Neuputze sollen mit Silikatfarbe beschichtet werden, für Ausbesserungen an Sandsteinelementen dient in der Regel das Keim-Restauro-System einschließlich Restauro- Lasur für die Endbeschichtung. Mit der Ausführung der Fassadensanierung sind übrigens meist Unternehmen aus der Lutherstadt Eisleben oder der nahen Umgebung betraut – auch dies ein Beitrag zur Identitätsfestigung. erhalten & gestalten 6 Die Macher Die Farbleitplanung für den historischen Kern der Lutherstadt Eisleben ist eine Gemeinschaftsarbeit. Beteiligt waren: • Technisches Dezernat Lutherstadt Eisleben: Auftraggeber, Koordination • Franz Häring, Kunsthistoriker, Halle/Saale: Farbgestaltung, Befundungen, Koordination • Wolfgang Conrad, Restaurator, Lutherstadt Eisleben: Farbbefundungen • Christine Seibold, Farbgestalterin im Keim-Farbstudio, Diedorf: Farbgestaltung • Keim-Labor, Diedorf: Farbanalysen • Foto-Thun, Lutherstadt Eisleben: fotografische Bestandsaufnahme

Bei der Gestaltung der Straßenzüge legte man die Hauptfarbigkeit in schematischen Abwicklungen fest. So ließ sich das Zusammenspiel der Töne exakt steuern. Der Fassadenaufriss zeigt die den einzelnen Häusern zugeordnete Farbigkeit mit den entsprechenden Keim-Farbtonnummern bzw. RAL-Angaben. Die oberste Reihe zeigt die Fassadentöne, darunter folgen Sockel- und Akzentfarben. erhalten & gestalten 7

ERHALTEN UND GESTALTEN